COPRA - Coaching im Praktikum

Hintergründe zum Forschungsprojekt

Schul- und Unterrichtspraktika gelten als zentrale Bausteine der Ausbildung und Professionalisierung angehender Lehrerinnen und Lehrer. Eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Unterrichtskompetenz nehmen dabei die Unterrichtsbesprechungen im Rahmen der Praktikumsbetreuung ein. Der Fokus in den Unterrichtsbesprechungen liegt in der Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichts. Dadurch entstehen Lernumgebungen im Praktikum, die eine Verknüpfung zwischen theoretischem Wissen und situationsbezogenen Erfahrungen ermöglichen. Somit ist die Lernbegleitung in Form einer Gesprächsführung zwischen angehenden und erfahrenen Lehrpersonen als zentrale Quelle für das Lernen im Praktikum anzusehen (Reusser & Halbheer, 2008).

Bisher fehlen jedoch Untersuchungen, die systematisch die Wirkung unterschiedlicher Unterstützungsformen auf die Lernprozesse und die Unterrichtskompetenz angehender Lehrpersonen untersuchen. Zudem variieren die Art und der Umfang der Unterstützung für die Praktikantinnen und Praktikanten sowohl innerhalb der einzelnen Ausbildungsstandorte als auch zwischen diesen. Die bi-nationale COPRA-Studie (Coaching im Praktikum), gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hat daher zum Ziel, die Implementation und Wirksamkeit verschiedener Unterstützungsangebote mit einem quasi-experimentellen Design an vier Ausbildungsstandorten in Deutschland und der Schweiz (Universität Bamberg, Universität Kassel, Pädagogische Hochschule Zürich, Universität Zürich) zu untersuchen und zu rekonstruieren, welche Merkmale die vier Standorte kennzeichnen.

Die Studie wird im Zeitraum Juni 2016 bis April 2019 mit über 400 angehenden Lehrpersonen durchgeführt, die während ihres Praktikums im Unterrichtsfach Deutsch wissenschaftlich begleitet werden. In der ersten Erhebungsphase, der Baseline-Erhebung, stehen den angehenden Lehrpersonen in ihrem Praktikum die bestehenden Unterstützungsangebote ihres Ausbildungsstandortes zur Verfügung (Kontrollgruppe). In der darauffolgenden Interventionsstudie werden die angehenden Lehrpersonen eine von drei verschiedenen Unterstützungsformen (Interventionsgruppen) erhalten: a) fachspezifisches Unterrichtscoaching (vgl. Staub 2015) durch Praxislehrpersonen, b) fachspezifisches Unterrichtscoaching durch andere Studierende (Peercoaching, vgl. Kreis & Staub 2013) oder c) ausschließliche Bereitstellung fachdidaktischer Materialien.

Beschreibung der Interventionen

Fachdidaktische Materialien:

Studierende und Praktikumslehrperson erhalten – ebenso wie die beiden anderen Gruppen – neu entwickelte fachdidaktische Materialien zum Thema „schriftliches Argumentieren“, die Sie im Praktikum für die Unterrichtseinheit nutzen können. Ansonsten findet eine Zusammenarbeit „wie üblich“ statt.

Peer Coaching*:

Die Studierenden erhalten vor dem Praktikumsbeginn eine 4-stündige Schulung zum Thema Peer-Coaching. Während der Unterrichtseinheit zum Thema „schriftliches Argumentieren“ übernimmt ein/e Studierende/r die Rolle des Coachs. Die Praktikumslehrperson steht nur für wichtige Fragen zur Verfügung – die Unterrichtsbesprechungen regeln die Studierenden untereinander.

Fachspezifisches Unterrichtscoaching:

Die Praktikumslehrperson erhält eine 4-stündige Weiterbildung zum fachspezifischen Unterrichtscoaching mit einer eLearning-Vertiefung vorgängig zum Praktikum und versucht, die Ansätze des Coachings während des Praktikums umzusetzen.

* das Peer-Coaching wurde, aus organisatorischen Gründen, zunächst nur an zwei Ausbildungsstandorten umgesetzt

Design und Ablauf der Erhebungen

Vor und nach dem Praktikum finden Online-Befragungen für die Studierenden und die Praktikumslehrperson statt. Zur Ermittlung des Lernerfolges der unterrichteten Klasse werden vor und nach der Unterrichtseinheit Prüfungsaufgaben eingesetzt. Dazwischen füllen die Studierenden nach jeder Unterrichtsstunde Kurzfragebögen aus, die nur wenige Minuten Zeit in Anspruch nehmen, und holen sich dreimal Rückmeldung durch ihre Klassen und die Praktikumslehrperson ein.

Datenanalyse

Die Ergebnisse der Implementation werden mit der Analyse der institutionellen und kulturellen Rahmenbedingungen der vier Standorte in Beziehung gesetzt. Dazu wird unter anderem den folgenden Fragen nachgegangen: Wie unterscheidet sich die Ausbildung an den verschiedenen Standorten, welche Übereinstimmungen bestehen? Wie charakterisieren sich die Standorte hinsichtlich Partizipation der Studierenden? Als Methoden für die Rekonstruktion werden Dokumentenanalysen und Ratingkonferenzen eingesetzt und durch Institutionsprofile dargestellt.

Die Studie wird von den Universitäten Zürich, Bern, Kassel und Bamberg durchgeführt und von den Professorinnen und Professoren Fritz Staub (Zürich), Tina Hascher (Bern), Alois Niggli (ehemals Fribourg), Dorit Bosse (Kassel) und Sibylle Rahm (ehemals Bamberg) kooperativ geleitet.

Literaturempfehlungen:

Kreis, A. & Staub, F. C. (2013). Kollegiales Unterrichtscoaching. In A. Bartz, M. Dammann, S. G. Huber, T. Klieme, C. Kloft & M. Schreiner (Hrsg.), PraxisWissen SchulLeitung (Vol. 33. Aktualisierungslieferung. Teil 3, 30.32, S. 1-13). Köln: Wolters Kluwer.

Reusser, K. & Halbheer, U. (2008). Bildungsstandards als Ausgangspunkt für Unterrichtsentwicklung. Beiträge zur Lehrerbildung, Jg, 26, 304-317.

Staub, F. C. (2015). Fachspezifisches Unterrichtscoaching. In H.-G. Rolff (Hrsg.), Handbuch Unterrichtsentwicklung (S. 476–489). Weinheim: Beltz.


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